Heute fängt in Venedig der Fasching an und es muß toll sein, Ihn dort zu erleben.
ich glaube dort ist Karneval richtig stilvoll und nicht so gewollt witzig wie in Köln oder Düsseldorf

schöne Fotos gibt es auch noch hier:
Karneval in Venedig
obwohl ich ansonsten etwas von Venedig enttäuscht war, als ich dort war muß es zum Karneval großartig sein

K A R N E V A L

Männer in Frauenkleidern

Zwar kann Venedig nicht mit barbusigen Schönheiten aufwarten, die wie in Rio de Janeiro Samba auf den Straßen tanzen. Dennoch gilt der Karneval in der Lagunenstadt als der schönste rund um den Globus.

Nirgendwo sind die Kostüme geschmackvoller, nirgendwo sind die Masken prächtiger und nirgendwo die Kulissen romantischer als in der Lagunenstadt an der Adria. Das war nicht immer so: Erst 1979 belebten die Stadtväter die alte Tradition des Faschings wieder - sicher auch aus Gründen der Tradition, doch vor allem, um während der trüben und nebligen Wintermonate viele Touristen in die Stadt zu locken.

 
Traditioneller Stil: Masken als  Mittelpunkt des Karnevals in Venedig
Foto: GMS
Traditioneller Stil: Masken als Mittelpunkt des Karnevals in Venedig
Vorher hatte es fast zwei Jahrhunderte lang keinen Karneval in Venedig gegeben. Verantwortlich dafür war Napoleon Bonaparte, der die Lagunenstadt 1797 besetzte, den letzten Dogen als Herrscher der Stadtrepublik entließ und den karnevalistischen Mummenschanz kurzerhand verbot. Das womöglich konspirative Treiben hinter den Masken erschien der Besatzungsmacht suspekt und gefährlich.

Doch auch die venezianische Obrigkeit hatte in den Jahrhunderten vor Napoleon ihre liebe Mühe mit dem Faschingsfest gehabt. Schon 1094 wurde es den Maskierten verboten, mit Eiern auf Passanten zu werfen. Wenig später durften keine Masken mehr in Kirchen getragen werden, und Männern drohten saftige Geldbußen, wenn sie sich in Frauenkleider zwängten. Im 14. Jahrhundert untersagte der Große Rat - stets darauf bedacht, Venedigs Bürger zu überwachen, um seine eigene Macht zu schützen - allen Männern das Tragen von Perücken, künstlichen Bärten und Masken. Erst im 17. Jahrhundert fielen diese Verbote wieder.

 
Geheimnisvolle Begegnung mit Maskierten
Foto: GMS
Geheimnisvolle Begegnung mit Maskierten
Heute gibt es natürlich keine Verkleidungsvorschriften mehr. Trotzdem wird man in Venedig niemandem begegnen, der sich als Cowboy, Pippi Langstrumpf oder Elefant verkleidet. Wer etwas auf sich hält, wandelt stilsicher durch die engen Gassen der Stadt: mit Masken, Perücken, Umhängen, Kleidern, Gürteln und Schuhen nach historischen Vorlagen. In einem anderen Aufzug hätte auch niemand eine Chance, Einlass zu finden auf einem der vielen opulenten großartigen Bälle, die überall in den Palazzi und Theatern stattfinden. Eintrittskarten dafür sind nicht für unter 200.000 Lire (etwa ab 200 Mark) zu haben.

In jedem Jahr dauert der Karneval in Venedig zwölf Tage. Er findet diesmal vom 17. bis 28. Februar (Aschermittwoch) statt. Am meisten los ist am Wochenende vor Rosenmontag. Gesellschaftlicher Höhepunkt des "Carnevale", auf dem sich auch der internationale Jet-Set trifft, ist der "Ballo del Doge" (Ball des Dogen) im Palazzo Pisani-Moretta am Canal Grande am 24. Februar. Historische Tänze werden gegeben, das Büfett ist edel bestückt, und der Ballsaal wird durch Tausende Kerzen auf Kandelabern aus mundgeblasenem Murano-Glas festlich beleuchtet

Ein anderer Höhepunkt, für den Eintrittskarten etwas leichter zu ergattern sind, ist der Empfang beim Dogen Mocenigo am 23. und 24. Februar jeweils um 19.30 Uhr im Palazzo Mocenigo bei San State, einer schönen Residenz aus dem 17. Jahrhundert.

 
Buntes Treiben an der Rialtobrücke
Foto: GMS
Buntes Treiben an der Rialtobrücke
Schauspieler stellen den Empfang des Dogen im barocken Zeitalter nach, serviert werden dazu venezianische Weine und Spezialitäten. Papierkünstler schneiden von jedem Teilnehmer ein Profil als Silhouette. Der Spaß kostet umgerechnet etwa 200 Mark. Wer keinen Ball besuchen will, für den ist ein Konzert mit dem der klassischen Musik verpflichteten "Rondo Veneziano" im Ateneo San Basso am 24. Februar um 23 Uhr vielleicht das Richtige.

Doch auch ohne Ballbesuch lohnt sich ein Besuch der Lagunenstadt in der zweiten Februarhälfte. Während der Karnevalstage promenieren ständig üppig Maskierte über die großen Plätze Venedigs, besonders groß ist die Masken-Dichte am Markusplatz und in den Gassen rundherum.

Vom Faschingsstress erholt man sich mit Stil im Café Florian, Italiens ältestem, 1720 eröffneten Kaffeehaus direkt am Markusplatz, einem Traum aus Plüsch und Stuck. Während im Hintergrund Walzermusik plätschert, servieren weiß livrierte Kellner Cappuccino für umgerechnet zwölf Mark und fünf Kekse alla Siciliana für 16 Mark. Mit etwas Glück sitzt am Nachbartisch eine als Columbina (Täubchen) oder Arlecchino (Harlekin) verkleidete Schönheit, womöglich nippt auch ein Pestarzt mit langer Nase im historischen Gewand am Espresso.

Wer bereits am 17. Februar in Venedig weilt, sollte sich um 16 Uhr am Markusplatz einfinden, wo dann die offizielle Eröffnung des Spektakels stattfindet. Zu sehen gibt es einen stilvollen Umzug von Vermummten und Künstlern mit Trommeln und Fackeln - sobald diese angezündet sind, gilt der Karneval in Venedig als eröffnet.

Einen Tag später um zwölf Uhr findet ebenfalls auf dem Markusplatz "Il Vollo della Colombina" statt - der Flug der Taube. Höhepunkt dieser Veranstaltung ist der Flug einer Taube aus Pappmaché vom Campanile auf den Markusplatz, die beim Drehen ihrer Flugbahn Konfetti auf die Menschenmenge regnen und Hunderte von Luftballons in die Höhe steigen lässt. Die Papptaube wird dabei neidisch beäugt von ihrer gurrenden Verwandtschaft - echten Tauben, den wahren Herrschern des Markusplatzes, die leider statt Konfetti tonnenweise Exkremente auf Venedig regnen lassen und deshalb nicht ganz so beliebt sind.